Auf geht´s zum Jugendpreisplattln!

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause ist es am Sonntag, den 15.05.22 endlich wieder soweit. Das Jugendwertungsplatteln und -deandldrahn wird vom Trachtenverein Almfrieden Gröbenzell im Freizeitzentrum Gröbenzell veranstaltet. Hierbei zeigen die Kinder und Jugendlichen einzeln und in der Gruppe einen Plattler und werden dabei gewertet. Die Wertung findet in drei Altersgruppen statt: 0 bis 9 Jahre; 10 bis 13 Jahre und 14 bis 16 Jahre. Wer die ersten drei Plätze in der jeweiligen Altersgruppe belegt, darf am Preisplattln um den Löwen des Bayerischen Ministerpräsidenten, der Weltmeisterschaft im oberlandlerischen Schuhplatteln und Deandldrahn, teilnehmen.

Dies haben wir zum Anlass genommen, euch das Jugendwertungsplatteln mal aus der Sicht eines kleinen Madl zu beschreiben:

 

De letztn Woch´n vor´m Preisplatteln

„Während der Coronazeit haben wir immer Spiele und Ausflüge draußen gemacht. Leider sind manche Kinder lange Zeit gar nicht mehr in den Trachtenverein gekommen – das finde ich echt schade. Ich habe mich auch so darauf gefreut, wieder mal eine richtige Tanzprobe zu haben.  Am Anfang haben wir alle nicht mehr gewusst, wie die ganzen Tänze gingen, aber ich habe mich ganz schnell wieder daran erinnert. Ein paar Kinder sind neu in unsere Gruppe gekommen – auch ganz Kleine. Da mussten wir dann sowieso alles ganz langsam tanzen. Als ich das erste Mal wieder zum Drehen im Tanzkreis im Carlhäusl stand, wurde mir nach kurzer Zeit ganz schwindelig – dabei habe ich vor Corona eigentlich schon einen ganzen Plattler lang durchgedreht. Nach ein paar Wochen ging es aber wieder ganz gut – unsere Gruppenleiterin sagt auch immer: „Das Drahn verlernt ma ned so schnell!“

Seit ein paar Wochen dreht sich in unserer Jugenprobe alles nur noch um eines: Das bevorstehende Preisplatteln und Deandldrahn. Einmal war ich bisher dabei – das war ganz schön aufregend. Da bin ich auch mal aus dem Tanzkreis getreten – das will ich dieses Mal besser machen. Nachdem ich mittlerweile wieder einen ganzen Plattler lang durchdrehen kann, übe ich nun in jeder Probe mit meinem Tanzpartner für die Einzelwertung. Jetzt sollen wir auch nicht mehr in Jeans und T-Shirt tanzen, sondern mit Rock und Schürze bzw. Lederhosn üben. Bei der letzten Probe vor dem Preisplatteln müssen wir auch unsere Hüte mitbringen, damit wir uns daran gewöhnen, sie beim Tanzen nicht zu berühren oder gar zu verlieren.

Unsere Jugendleiter haben bereits die Paare bestimmt, die miteinander tanzen werden. Da wir weniger Jungs haben, müssen einige natürlich öfter tanzen – der Größte von ihnen am allermeisten. Auch die Gruppe steht schon fest. In meiner Gruppe sind auch zwei 6-Jährige dabei. Insgesamt sind wir genau vier Paare. Beim Gruppentanz müssen wir zuerst hintereinander einmarschieren – die Kleinsten ganz vorne, die Größten ganz hinten. Dann muss man sich im gleichen Abstand im Kreis aufstellen und während des Plattlers versuchen, die Abstände gleichmäßig zu halten. Das ist gar nicht so leicht, weil die Kleinen oft recht langsam sind und ich beim Drehen das alles nicht so gut sehen kann. Gefühlt 100 Mal üben wir das „Einfangen“, also wenn der Bua das Madl nach dem Drehen zum gemeinsamen Landler einfängt. Auch sollen wir immer den Partner anschauen und ein lächelndes Gesicht machen – ist gar nicht so einfach, wenn man gerade einen Fehler gemacht hat!

Heid ist´s soweit

Ich wache mit leichtem Herzklopfen auf – es ist noch dunkel draußen. Puh, zum Glück haben wir nicht verschlafen! Kurze Zeit später kommt Mama rein, um mich zu wecken. Sie staunt, als ich schon in Strumpfhose, Tanzhose und Dirndlbluse munter vor meinem Schrank stehe. Ich schlüpfe noch schnell in mein Dirndl hinein und setze mich dann auf den Frisierstuhl. Die Haare müssen entweder schön eingeflochten oder zu einem sauberen Dutt zusammen-gebunden werden. Ich wünsche mir für diesen besonderen Tag einen geflochtenen Kranz. Zweimal muss Mama ihn wieder aufmachen, bis meine widerspenstigen Haare fest zusammengesteckt sind. Heute dürfen wir die „Halbtracht“) anziehen, das heißt anstatt der roten Tanzschürze die schöne weiße Schürze. Mama hat am Abend alles noch aufgebügelt. Damit die Schürze bei der Fahrt nicht verknittert oder dreckig wird, binde ich sie noch nicht herum. Auch den Hut packen wir extra ein. Gestern Abend haben wir schon Mamas großen Trachtenkorb mit Spiel- und Malsachen sowie mit Süßigkeiten befüllt. Ich trinke nur schnell einen heißen Kakao – essen kann ich vor Aufregung nichts. Auch Mama zieht ihre schöne Tracht an. Dann steigen wir ins Auto und holen noch meine beste Freundin und ihre Mama ab. Unsere kleinen Geschwister kommen später mit den Papas nach.

Als wir in die große Halle kommen, ist schon ganz schön viel los. Überall sind Biertische aufgebaut, die für die Teilnehmer und ihre Familien reserviert sind. Da winkt schon unsere Jugendleiterin. Schnell rennen wir hin und begrüßen alle. Jetzt bekommen wir noch unser Blumengesteck aus roten Nelken. Das muss ich vorne ins Mieder hineinstecken und eine einzelne Blume wird auf dem Hut festgemacht. Die Jungs bekommen auch eine Nelke für den Hut, auf dem schon eine schöne weiße Feder steckt. Unsere großen Buam haben auch schon ganz viele Abzeichen am Hut oder auf ihren Westen, das heißt sie haben schon einige Preise gewonnen oder durften beim Bayerischen Löwen mitmachen.

Da ertönt eine Durchsage: „Alle Madl bis 9 Jahre bitte zum Losen kommen!“. Zusammen mit meiner Freundin an der Hand gehe ich zum Tisch, wo schon eine ganze Reihe Mädchen anstehen. Dort müssen wir unsere Namen und den Verein nennen, dann dürfen wir die Losnummer ziehen – das ist ein kleiner Chip mit einer Nummer drauf. Ich habe die 4 – zum Glück bin ich nicht die Erste, die tanzen muss.

Nachdem auch die Buam gelost haben, beginnt schon die Begrüßung. Alles ist mucksmäuschenstill, als die Veranstalter die ganzen Kinder und Jugendlichen der Vereine des Huosigaus begrüßen und uns viel Spaß und Erfolg wünschen. Bevor das erste Kinderpaar aufgerufen wird, kommen die Preisrichter auf die Bühne und setzen sich an die Ecken um den Tanzkreis. Bei uns Madl sind es fünf Frauen, bei den Buam fünf Männer aus verschiedenen Trachtenvereinen. Jeder von ihnen hat einen großen Zettel, worauf die Fehler angestrichen werden. Für jeden Kreis darf sich ein Paar freiwillig zum Testdurchlauf melden – das traue ich mich nicht. Ich bin auch froh, dass die Buam auf der großen Bühne im Saal tanzen– wir Madl dürfen in eine kleine Halle.

Als ich meinen Namen höre, damit ich mich nun bereithalten soll, klopft mein Herz unglaublich laut. Schnell suche ich meinen Tanzpartner. Wir stellen uns am Kreis auf. Ich spüre ganz viele Hände, die an mir rumzupfen: Ist der Knoten der Schürze fest und die Schleife schön? Sitzt der Hut richtig? Schaut der Unterrock nicht zu weit heraus? Ist das Kropfband nicht verrutscht? Das alles würde Punktabzug geben! Alle von unserem Verein drängen sich an den Kreis. Mama will mich filmen. Die Jugendleiterin flüstert mir zu, dass ich den Chip mit meiner Startnummer in den Bierkrug werfen darf. Und dann geht´s los. Mein Tanzpartner, der schon öfter beim Preisplatteln dabei war, führt mich in den Tanzkreis. Ich habe ganz schwitzige Hände. Aber als unser Musiker auf der Ziach zu spielen beginnt und ich die vertraute Musik höre, verschwindet die Aufregung plötzlich und ich drehe meine Runden im Kreis. Nach kurzer Zeit stehen wir lächelnd in unserer Schlusspose und ich höre lauten Applaus und Zurufe. Puh, geschafft!

Endlich kann ich etwas essen. Es gibt Weißwürst und Brezen oder Käsesemmeln. Ich darf noch zweimal mit einem kleineren Buam aus unserem Verein tanzen, aber dabei macht mir auch die große Bühne nichts mehr aus. Zwischendrin spielen wir Karten oder vergnügen uns draußen. Unsere Jugendleiterin ermahnt uns, nicht die weiße Strumpfhose zu verschmutzen, da ja noch der Gruppenplattler ansteht.

Nach dem Gruppenplattler, den wir leider etwas verpatzen, weil ein Madl beinahe den Hut verliert und ein kleiner Bua den Plattler plötzlich vergisst, beginnt die Siegerehrung. Zuerst dürfen alle Madl bis 9 Jahre auf die Bühne. Jetzt bin ich wieder sehr aufgeregt – auch alle anderen treten nervös von einem Fuß auf den anderen. Die Urkundenverleihung beginnt beim letzten Platz – aber jedes Madl erhält einen riesigen Applaus und nimmt stolz die Urkunde und ein kleines Geschenk entgegen. Auf einmal stehen wir nur noch zu viert auf der Bühne. Meine Mama hat vor Freude Tränen in den Augen, weil ich den 3. Platz erreicht habe und das bedeutet, ich darf zum ersten Mal zum Bayerischen Löwen! Überglücklich nehme ich die Urkunde und die Ansteckmünze entgegen. Alle aus meinem Verein jubeln – das ist der schönste Tag im Trachtenjahr!

Weil sogar mehrere Kinder und Jugendliche von unserem Verein und eine Jugendgruppe vordere Plätz belegt haben, ist die Stimmung bei allen so gut, dass wir noch spontan ins Vereinsheim zum Feiern fahren.“

Wir hoffen, euch hat der Einblick in einen sehr aufregenden Tag unserer Trachtenjugend gefallen. Auf jeden Fall freuen wir uns alle schon auf das diesjährige Wertungsplatteln – vor allem auf die Gelegenheit, nach der langen Zeit wieder ganz viele vertraute, aber hoffentlich auch einige neue Gesicht zu sehen!

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