De narrische Zeit derf bei uns ned fehl´n

Leider kann auch dieses Jahr eines unserer spaßigsten Highlights, das Faschingspreisplatteln, nicht stattfinden. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blicken wir aber zurück auf die letzten unvergesslichen Faschingsfeiern, die bisher im Carlhäusl stattfanden.

 

De Wocha nach da Weihnachtspause

Um den Winterspeck der leckeren Weihnachtsplatzerl wieder abzutrainieren, freut sich jedes Mitglied natürlich auf die regelmäßigen Tanzproben im neuen Jahr. Doch bereits in den ersten Ratschpausen gehen die Heimlichkeiten los. Da bis Fasching nicht viel Zeit ist, finden sich schnell einige Mitglieder zu Kleingruppen zusammen und vereinbaren private Treffen, um sich für das Faschingspreisplatteln vorzubereiten. Steht eine Gruppe, muss sie sich beim Vorplattler anmelden. Es ist ganz egal, wie viele Teilnehmer in einer Gruppe sind. Die einzige Vorgabe ist, dass ein Schuhplattler in der Choreografie eingebaut sein muss. Da sind wir Madl natürlich klar im Nachteil und tüfteln umso mehr an einer sehenswerten Tanzeinlage, um den Buam die Show zu stehlen. Natürlich sind auch gemischte Gruppen erlaubt und bei der Musik- und Kostümauswahl sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aber Achtung: Das Schuhplatteln ist den Madl nur zur Faschingszeit erlaubt! 😉

Vom Schuahplattla zum ausg´feiltn Männerballett

Nebenbei finden noch die Proben des legendären Männerballetts statt. Ob als Handwerker, Bienen oder Cowboy und Indianer, an Perfektion fehlt nichts. Unser 1. Vorstand Johann Menzinger und unser jahrelanges Mitglied Oliver Ostertag, der früher einmal aktives Mitglied in einem Faschingsclub war, verwandeln sich spontan in Top-Tanz-Choreografen und bringen die für einen Trachtler „ungewohnten“ Tanzschritte an den Mann. Nahezu alle aktiven männlichen Mitglieder, ob jung oder Ü50 sind bei den zusätzlichen Proben dabei. Kein Wunder, dass unser Männerballett inzwischen schon so beliebt ist, dass es einige Tanzauftritte, vor allem bei diversen Weiberfasching-Veranstaltungen hat. Natürlich darf auch beim Männerballett eine Schuhplattler-Einlage nicht fehlen. Dazu kommen einige „Stunts“, die immer für großen Beifall sorgen. In die Wertung des Preisplattelns geht das Männerballett allerdings nicht ein.

De Münchner Francaise – „Ausgezeichnet!“

Das Tanzen der Münchner Francaise darf bei unserem Faschingshoagartn nicht fehlen. Die Francaise entwickelte sich aus mehreren französischen Kontratänzen des 18. Jahrhunderts. Wie der Name vermuten lässt, hat die Münchner Francaise ihre Eigenständigkeit in München und Umgebung entwickelt. Sie entstand ab Anfang des 19. Jahrhunderts, also kurz vor der Lebzeit König Ludwigs II. Sie wird auch heute noch auf vielen bekannten Bällen in München getanzt.  Ihren Ursprung hat sie in der französischen Quadrille und setzt sich aus fünf Kontratänzen (Touren 1 bis 5) zusammen: Le Pantalon, L´Été, La Poule, La Pastourelle und Finale. Die Paare stehen sich frontal ("kontra") gegenüber. Zwischen den Paaren bleibt ein Abstand von etwa 4 Schritten. Durch beliebig viele solcher Paarungen bilden sich Reihen, die so genannten "Kolonnen", mit einer Gasse in ihrer Mitte. Der Tanzmeister (bei uns natürlich der Vorplattler), der die umfangreichen Figuren ansagt, steht meist am seitlichen Ende dieser Kolonnen (im Carlhäusl sogar auf der Bank). Obwohl wir die Münchner Francaise jedes Jahr zu Fasching tanzen, bedarf es einiger Tage Übung, bis die vielen Figuren fehlerfrei getanzt werden. Zudem muss der wichtigste Ausruf nach jeder geschafften Tour im Chor erklingen - nämlich „Ausgezeichnet!“

Auf geht´s zum Faschingspreisplatteln

Kurz vorm Carlhäusl angekommen, wird man auch schon von den ersten Faschingsnarren aufgehalten. Die Trachtenjugend hat eine Straßensperre errichtet und verlangt den traditionellen Faschingszoll in Form von Süßigkeiten oder Kleingeld. Drinnen sucht man sich zuerst einmal einen Platz mit guter Sicht zum Tanzkreis. Dann geht das Rätselraten um gut verkleidete Mitglieder los. Wer steckt im Bären- oder Einhornkostüm? Auch werden ausgefallene Maskeraden wie Haltestelle und Bus bewundert.

Nachdem sich alle Narren gestärkt haben, beginnt der offizielle Teil der Veranstaltung. Danach geht endlich das Faschingspreisplatteln los, wobei zuerst die freiwilligen Preisrichter in ihre wichtige Aufgabe eingewiesen werden. Anders als beim „echten“ Preisplatteln gibt´s hier neben den Punkten für Takt oder Synchronität auch Kategorien wie Kostümwahl und Kreativität.

Egal ob sich die Gruppe wochenlang vorbereitet oder sich spontan noch eine Choreografie überlegt hat, jeder erhält tosenden Applaus. Auch an Kostüm-Ideen mangelt es von Jahr zu Jahr nicht. Da hatten schon Putzfrauen, Flamingos, Asterix und Obelix, Clowns oder Transvestiten ihren Auftritt. Außerdem ist es unvorstellbar, dass man zu jedem Musikstil auch platteln kann. Nachdem es für alle noch Faschingskrapfen gibt, werden die Sieger des Faschingspreisplattelns geehrt. Sowohl die Preisrichter als auch jede teilnehmende Gruppe dürfen sich über leckere Schmankerl freuen.

Wie beim „echten“ Preisplatteln erhalten die Sieger einen Pokal, welcher mit Datum und Gruppennamen entsprechend graviert wird und über das ganze Jahr das Carlhäusl schmückt. Dieser ging beim letzten Faschingspreisplatteln im Jahr 2020 zum ersten Mal an eine Madlgruppe, welche die Jury mit dem lustigen Wasserballett und einem gleichmäßigen Plattler in Bade-Lederhosn überzeugen konnte.

 

Bis in den frühen Morgen hinein tanzen die letzten Trachtler-Narren. Und sicherlich haben einige schon wieder lustige Ideen für die nächste 5. Jahreszeit.

Zurück